Faszien Reflex Zittern

Es geht um den Themenkreis des Neurogenen Zitterns, dem Neurogenen Tremor, FSR (Faszien- Stress-Release), TRE (Trauma Release Exercise) und deren Verbindung zu unserer guten alten Bioenergetik.

Entwicklung der Zittertechniken:
Wilhelm Reich – Orgontherapie – hatte das Zittern schon beschrieben,
Alexander Lowen – Bionergetik – „Anregung unwillkürlicher Körperbewegungen“,
Peter Levine – reflexartiges Zittern bei Tieren
Dr. David Berceli – TRE Tension Stress and Trauma Realeasing

Ich nenne unsere Kombination Faszien-Reflex-Zittern. Hier verbinden wir die Techniken der verschiedenen Schulen so wie es sich, anhand meiner inzwischen über 40 jährigen Erfahrung, am hilfreichsten für unsere Arbeit heraus gestellt hat.

Faszien-Reflex-Zittern kann helfen bei/für:

  • Rückenschmerzen
  • Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus
  • Beweglichkeit
  • Schlafstörungen
  • Kiefergelenk – CMD craniomandibularen Dysfunktion
  • Spannung
  • Ängste – Panik
  • Überbelastung
  • depressive Verstimmungen
  • Resilienz, Widerstandsfähigkeit
  • Darmreizung
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Trauma-Verarbeitung auf körperlicher Ebene
  • Restless Legs
  • Fibromyalgie

Faszien Reflex Zittern – ein offener Übungsabend:
Ich biete an den Dienstagen, an denen ich Soft-Sensations Online leite, ein paar sehr entspannende und befreiende Zitterübungen an. Ich zeige auch Vorübungen, die es sehr erleichtern, das Zittern bei Bedarf, auch alleine zu Hause zu üben. Manche werden schon bei Salama und später bei mir ähnliche Übungen gemacht haben, die den damals sogenannten „Orgasmusreflex“ auslösen sollten. Hier ging es nicht um den Orgasmus oder um erotische Gefühle, sondern um das Anstoßen eines unwillkürlichen Zitterreflex des Psoas. Dieser Reflex kann unter Umständen auch beim eigentlichen Orgasmus vorkommen. Vielleicht haben sie, hast du das ja schon mal erlebt.

Die Übungen, die ich an den Soft-Sensations anbiete, sind ähnlich, aber lange nicht so andauernd und schweißtreibend. Dieses reflexartige, unwillkürliche Zittern geschieht nicht durch heftige Anstrengung, sondern der Fokus liegt eher beim Loslassen. Geübte Zitterer*Innen können den Reflex auch ohne Vorübungen auslösen.

Faszien-Reflex-Zittern:
Faszien-Reflex-Zittern hat eine sehr entspannende, ausgleichende und erholsame Wirkung.
Mit dem Faszien-Reflex-Zittern lösen wir die genetisch vorhandene Selbstregulationsfähigkeit des Körpers aus.
Das Zittern wirkt, gerade bei Rückenschmerzen, wahre Wunder. Der Rücken das Becken und besonders der Psoas werden durch das Zittern bis in die kleinsten Faszien gelockert und können sich so auch wieder entspannen.

Traumata-Verarbeitung:
Durch ein herbeigeführtes, unwillkürliches, reflexartiges und doch kontrollierbares (!) Zittern können Traumata, die sich im Körper verankert haben, behutsam verarbeitet werden, ohne dass sie zwingend groß in das Bewusstsein kommen müssen.
Durch das Zittern werden die im Körper festgefrorenen Schockzustände aufgewärmt, gelöst und dürfen gehen. Wenn es um die Bearbeitung von Traumata geht, rate ich davon ab, das Zittern ganz allein zu Hause zu praktizieren. Da sollte professionelle Unterstützung dabei sein.

Wir haben drei verschiedene, angeborene Möglichkeiten auf eine Bedrohung (Trauma-, Stressauslöser) zu reagieren. Für den Körper „gesunde“ Techniken wären das Weglaufen (sehr empfehlenswert, wenn möglich) oder der Angriff (Vorsicht: Kann schlecht ausgehen). In beiden Fällen wird der Körper aktiv und kommt ins Handeln. Es entsteht nicht das Gefühl der Ohnmacht und der Machtlosigkeit.
Bei den Bedrohungen, die uns in unserer Gesellschaft begegnen (z.B: verbale Angriffe), bleibt uns meist nur die dritte Möglichkeit, die auch von unterlegenen Tieren genutzt wird, die Schockstarre, das sich Totstellen (ohne Macht sein). Um da wieder herauszukommen, schütteln sich Tiere ganz automatisch. Siehe diesen Eisbärfilm auf Youtube. Wir Menschen tun das leider nicht und bleiben zwangsläufig in der Schockstarre. Wenn wir diese Schockstarre über einen längeren Zeitraum nicht loswerden, werden wir immer fester, starrer und steifer. Das kann dann, zu den psychischen Problemen, auch noch zu chronischen Schmerzen führen.
Aber weil wir so schlau sind, sind wir nun darauf gekommen, dass uns Menschen das Zittern auch guttut, vor allem, wenn wir es positiv belegen.

Wir kennen: Zittern vor Aufregung, Zittern vor Vorfreude, Zittern vor Anspannung, Zittern vor Wut, Zittern vor Kälte, wohliges Schaudern beim Gruseln, Schütteln vor Ekel.

Fast alles Zittern ist negativ behaftet und deshalb auch nicht populär. Da weichen wir aus. Das zeigen wir lieber nicht. Wir zeigen keine Schwäche. Wir zeigen keine Angst. Das Zittern wird unterdrückt.

Viele Körpertherapeuten, wie auch ich und wir, gehen davon aus, dass jede Erfahrung und gerade auch die traumatischen in unserem Körper abgespeichert sind. Das ist auch sinnvoll, da wir, wenn wir einer Gefahr ein zweites Mal begegnen, nicht erst lange darüber nachdenken müssen, was wir nun machen sollen, sondern besser gleich die Hand nicht auf die heiße Herdfläche legen. Diese Informationen, so weiß man heute, werden in den Faszien gespeichert.
Das ist eine sehr sinnvolle Schutzfunktion des Körpers.

Jetzt versuchen wir uns aber nicht nur vor Herdplatten zu schützen, sondern auch vor anderen unangenehmen Erfahrungen.

Wir haben Stress oder werden angegriffen, der Körper zieht sich zusammen, schützt sich und ist in Anspannung. Wenn diese Spannung nicht nachlässt, wird sie chronisch. Das gilt vor allem bei andauerndem Stress. Der Rücken wird immer härter. Der Schutzpanzer auf Schulter und Rücken wird dicker. Der Körper antwortet mit Rücken oder/und Schulterschmerzen. Hier bewirkt das Schütteln wahre Wunder.

Faszien:
Es geht beim Faszien-Reflex-Zittern um die Lösung von im Körper festgehaltenen Spannungen und traumatischen Anhaftungen.  Es werden vor allem die Faszien angesprochen.

Jede Zelle, die Lymphbahnen, die Venen und Arterien, die Fettzellen, jede Muskelfaser,

jeder Muskel, jedes Organ, jeder Knochen ist von weißen Faszien umgeben.

Wenn wir uns einen Körper vorstellen, an dem wir nur die Faszien sehen, sähen wir einen kompletten, vielleicht etwas durchscheinenden weißen Körper.

Wir bestehen zu ca 25% aus Faszien (18-25Kg/Person). Die Faszien sind unser größtes Sinnesorgan.

Wir können die Faszien mit den Häutchen in einer Zitrusfrucht vergleichen. Gleich unter der Schale befinden sich die dicken Faszien, dann ist jeder Spalt davon umgeben und dann noch jedes einzelne Fruchtfach, jeder Kern usw.

Raus aus der Schmerzspirale:
Die Faszien halten uns zusammen, geben uns Halt und verstoffwechseln uns.
Aber sie haben auch viele Nervenendigungen, sie übertragen Schmerz an das Gehirn.

Allerdings kommt der Bewegungsimpuls im Gehirn immer schneller an als der Schmerz. Diesen Umstand kannst du für dich nutzen. Das Gehirn wird beim neurogenen Zittern erst mal mit dem Zittern beschäftigt. Der Schmerz wird zweitrangig wahrgenommen und bekommt nicht so viel Aufmerksamkeit. Damit kann es sein, dass du einfacher aus der Schmerzspirale aussteigen kannst.

Technik:
Wir provozieren zuerst einmal durch einfache Körperübungen, im Stehen und später auch im Liegen, einzelne große Muskeln und/bzw große Faszien. Wir bringen sie ein bisschen in Spannung und überlassen sie dann sich selbst.
Wir sind allerdings auch in der Lage, das Zittern jederzeit wieder zu stoppen. Durch die Übungen wird ein angeborener, unwillkürlicher Zittermechanismus ausgelöst, der bis in die tiefsten Faszien gehen kann. Das kann bis in die kleinsten Zellfaszien gehen, die wir manuell nicht erreichen können.

Wir versuchen am Anfang vor allem den Psoas zu lösen, da dieser Muskel, der ja auch zum großen Teil, wie alle Muskeln aus Faszien besteht und den Unterkörper mit dem Oberkörper verbindet. Gerade in diesem unteren Rückenbereich, wo sich die dicksten Faszien befinden, die bis zu 1,3 cm stark sein können, müssen wir besonders viel halten, aushalten, aufrechterhalten, zusammenhalten. Da körperliche Verspannungen und Anspannung, die auch durch psychischen Stress oder traumatische Ereignisse ausgelöst werden können, in den Faszien gehalten werden, ist der untere Rücken besonders von Verkrampfung und Spannungsschmerz betroffen.

Diese große, dicke Faszie am unteren Rücken eignet sich besonders gut zum Einsteigen in das unwillkürliche Zittern.

Eine gute Methode, um an das unwillkürliche Zittern dranzukommen ist, sich von den Füßen aufwärts vorzuarbeiten. Über die anfängliche Spannung, gerade in den Oberschenkeln, wo wir viel Trotz und Wut einlagern können, lösen wir das Zittern im Psoas aus. Dieses Zittern kann sich dann mit der Zeit über den Rücken hoch bis in den Nacken rütteln. Die Nackenfaszien können, da sie auch sehr viel halten und ausgleichen müssen, eine gute Portion Zittern gebrauchen. Die meisten Teilnehmer*Innen brauchen etwas Übung, um den ganzen Körper zittern zu lassen.

Das Zittern kann völlig verschieden aussehen und ist deshalb schwer zu beschreiben. Gut ist, sich nichts vorzustellen und nichts erzwingen oder wiederholen zu wollen. Wenn du deinen Körper machen lässt, holt er sich, was er gerade in diesem Moment braucht.

Rhythmisch, unrhythmisch, wellenartig, Zuckungen, Rütteln, diagonal, schlängelnd, aufbäumend, schlagartig, an- und abschwellend, fast unsichtbar und fein, vibrierend.

Zu Beachten:
Wir können dieses unwillkürliche Zittern willkürlich starten und stoppen. Wir haben jederzeit die Kontrolle. Du kannst jederzeit aus- und wieder einsteigen. Mach alle Übungen nur soweit es deinem Körper gut tut. Versuche bei den Vorübungen deine Muskelspannung aufzubauen, aber übernimm dich nicht. Die, die die Übungen aus der Bioenergetik kennen, bitte beachte, dass du hier nicht durch den Schmerz gehst, sondern nur bis an den Punkt, wo der Muskel anfängt spürbar zu werden. Wenn du das Gefühl hast, du bist in einer unangenehmen Position, wechsle sie. Auf einer Anstrengungsskala von 1-10 solltest du die 7 nicht überschreiten.

Wenn unangenehme Emotionen auftauchen, dann schau sie dir an und versuche sie nur zu beobachten und stell dir vor, du könntest sie ausatmen und weg zittern. Wenn das nicht klappt, steig einfach aus der Übung aus. Streck dich, steh eventuell auf und stampfe mit den Füßen auf den Boden.  Vielleicht magst du später wieder einsteigen oder dich einfach in eine Decke kuscheln.

Neue Erkenntnisse aus der Forschung:
Es sieht wirklich so aus, dass das Zittern auch Menschen mit Darmproblemen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten helfen kann.
Hier zwei Zitate aus dem Buch:
„Neurogenes Zittern“: Stress & Spannungen lösen.
Das Original-TRE-Übungsprogramm von Hildegard Nibel, Kathrin Fischer

„Verschiedene Forschungsgruppen haben in den letzten Jahren die Wirkung von Vibrationen auf das Mikrobiom bei Mäusen untersucht und insbesondere auf Entzündungsprozesse und Diabetes als Spezialfall einer entzündlichen Autoimmunerkrankung. Ganzkörpervibrationen vermindern den Anteil von M1-Makrophagen, die Entzündungsprozesse verstärken, und erhöhen den Anteil von M2-Makrophagen und des Zytokins IL-10, die entzündungshemmend wirken. Darüber hinaus erhöht sich der Anteil des Bakteriums Alistipes, das Glukose in kurzkettige Fettsäuren verstoffwechselt. Diese Bakterienart kommt bei Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen seltener vor, aber häufiger bei depressiv erkrankten Menschen. Erste Forschungsergebnisse zur menschlichen Darmflora zeigen, dass diese weniger vielfältig ist, wenn die Menschen sich gestresst fühlen, übergewichtig sind oder unter Angst und Depressionen leiden. Möglicherweise wirken Vibrationen dadurch, dass die Darmflora, die aus mehreren Schichten von Bakterien besteht, durch die Vibrationen besser geordnet wird und damit wieder besser funktioniert. Aufgrund dieser Forschungsergebnisse hofft man, die Medikamentendosis für Menschen mit Darmerkrankungen zu reduzieren, wenn sie gleichzeitig ca. 10–20 Minuten pro Tag Ganzkörpervibrationen ausgesetzt werden……..“

„Die Verdauung wird besser. Die verminderte Aktivierung des Sympathikus durch TRE kann auch dazu führen, dass die vom Frontallappen ausgehende Blockierung von Schmerzreizen aus der Körperperipherie reduziert wird und damit Sinnesreize im Gehirn ankommen, die bisher aufgrund der erhöhten Aufmerksamkeit auf (scheinbare) Bedrohung ausgeblendet wurden. Möglicherweise empfinden Sie deshalb plötzlich Schmerzen, wo bisher keine waren. Die verminderte körperliche Aktivierung kann auch dazu führen, dass Sie weniger Sodbrennen haben, Ihr Magen weniger empfindlich ist als bisher, dass Nahrungsmittelunverträglichkeiten verschwinden, Verdauung wieder intensiver und besser gelingt. Anfangs ist das manchmal mit (peinlichen) Körpergeräuschen verbunden wie Aufstoßen, Rülpsen oder Blähungen. Auch können sich andere Sinneseindrücken verändern und damit auch die Vorlieben für Nahrungsmittel. Ihre Stimme kann prosodischer werden, also irgendwie wohlklingender oder rhythmischer, aber auch lauter oder tiefer, ebenso kann sich die Wahrnehmung von Stimmen und Geräuschen verändern……